Sonntag, 15. Juni 2014

Dark Heroine - Abigail Gibbs

 Holpriger Anfang mit wachsender Spannung

3, 5 von 5 Sternen

INHALT

Violet Lee war zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie hat gesehen, wie eine handvoll junger Männer rund 30 anderen Männern das Genick bricht und sie aussaugt - ein Massenmord, wie er nur im Buche stehen könnte, hätte sie ihn nicht selbst erlebt. Ihr Instinkt sagt ihr, sie solle fliehen, doch weit kommt sie nicht, denn die Mörder haben sie längst entdeckt und eingeholt. Voilets Tod steht bevor - oder doch nicht? Stattdessen wird sie verschleppt und in das Anwesen ebenjener Männer gebracht, wo ihr eine schreckliche Erkenntnis offenbart wird. Die Mörder sind keine Menschen, es sind Vampire. So wirklich will sie es nicht glauben, aber zu vieles passt zusammen. Ihr restliches Schicksal soll darin bestehen, bis an ihr Lebensende in dem Anwesen zu verbringen oder selbst ein Vampir werden. Doch sie will auf keinen Fall zu dieser Gruppe von Massenmördern gehören. Und dann scheint es, als wüsste sogar ihr Vater, der britische Verteidigungsminister, von diesen Wesen, und ihre Hoffnung, jemals gerettet zu werden, scheint sich Schritt für Schritt in Luft aufzulösen, denn selbst ihr Vater denkt eher an die Politik als daran, seine Tochter aus den Fängen ihrer Entführer zu befreien. Mit jedem Tag und jedem Gespräch mit den Vampiren entstehen neue Fragen, mehr Rätsel denn Entwirrungen folgen und ganz offensichtlich ist Violet ein anderes Schicksal vorherbestimmt, als sie es sich selbst je vorgestellt hätte.

COVER

Das erwähne ich sonst nie, aber hier finde ich da Cover wirklich sehr schön und auffällig anzusehen. Dazu kommt, dass das schwarze Blut hervorgestanzt ist und dem Ganzen einen kleinen 3D-Effekt verleiht.

CHARAKTERE

Obowhl ich mich nach der Inhaltsangabe wirklich sehr auf das Buch gefreut hatte, war ich in den ersten Kapiteln eher enttäuscht. Violet erschien mir ein bisschen zu aufmüpfig für die Tatsache, dass sie von sehr seltsamen und furchteinflößenden Gestalten verschleppt wurde. Ein bisschen zu kratzbüstig. Dass sie nur ihre Angst überspielen wollte, war auch mir klar. Dennoch empfand ich es beim Lesen zu künstlich und aufgesetzt. Im Laufe der Geschichte ist sie mir dann doch ein bisschen ans Herz gewachsen, auch wenn ich das gar nicht mehr für möglich gehalten hätte. Ich bin zwar bis zum Schluss nicht ganz von ihr überzeugt, aber im Großen und Ganzen waren alle weiteren Kapitel etwas angenehmer mit ihr. Das Einzige, was mich wirklich bis zum Ende gestört hat, war, dass ich nie das Gefühl hatte, dass ihre Entscheidungen aus tiefstem Herzen kamen. Ständig kamen nur Ausflüchte, sie hätte ohnehin keine Wahl gehabt, weil sie durchs Schicksal vorbestimmt war. Das hat mir immer den Eindruck verliehen, dass sie alles, was passiert, selbst am Schluss gar nicht wirklich wollte und wenn sie könnte, davor weglaufen würde.

Kaspar Varn, der männliche Protagonist, erscheint anfangs sehr düster, grob und unberechenbar. Eigentlich die typische Mischung, mit der die meisten Hauptpersonen in diesem Genre belegt werden. Teilweise hatte ich aber Angst, dass die Autorin seinen Charakter zu weit treibt, bevor dieser überhaupt die Chance hat, seine gute Seite zu zeigen. Die Kurve kam rechtzeitig, und ab dem Zeitpunkt hatte dann letztendlich auch er mich, obwohl es dann hin und wieder trotzdem immer noch eine Szene gab, bei der ich schief gucken musste.

Bis auf einige fand ich die Nebencharaktere ein bisschen plump. Anfangs sind sie zu stereotyp, aufgesetzt und überzeugen nicht und handeln nur nach Schema F. Später ändern sie dann dermaßen ihren Charakter, dass es unglaubwürdig erscheint, Eifersucht und Ablehnung hin oder her. Da hätte ich mir dann wenigstens eine gute Erklärung oder am Ende eine Aussprache gewünscht. Die Bösewichte sind bei mir dann komplett durchgefallen, weil sie viel zu einfach gestrickt waren und nur den typischen, listigen, dummen Bösewicht dargestellt haben, der nicht viel mehr kann, als das, was die Autorin für ihn vorgesehen hat. Es gab aber auch andere Nebencharaktere, die mir ein bisschen ans Herz gewachsen sind, oder deren Handeln ich letztendlich nachvollziehen konnte, was mir vor allem das Finale ein bisschen versüßt hat.

STIL/PLOT

Die Geschichte wird abwechselnd aus Violets und Kaspars Sicht erzählt, was schon gleich am Anfang klar macht, wer der männliche Hauptakteur ist. Denn gerade am Anfang hätte das durchaus verwirren können, da hier noch ein zweiter männlicher Part hinzukommt. Mir haben die Sichtwechsel gefallen, obwohl anfangs vor allem Kaspers Sicht meine Angst ein bisschen geschürt hat, die Autorin könnte seinen Charakter gleich versauen. Aber wie vorher gesagt, legt sich das noch. Zum Ende hin habe dann seine Sicht bald schon ein bisschen vermisst, denn leider hat die Autorin dahin gespart, obwohl es auch dort noch einige interessante Szenen gegeben hätte.

Der Schreibstil ist einfach gehalten, keine großartigen, verwobenen, übertrieben formulierte Sätze, sondern eher jung und frisch, wie die meisten Jugendromane der letzten Jahre in diesem Genre. Dabei nimmt die Autorin auch kein Blatt vor den Mund und beschreibt die ein oder andere intime Szene auch mal genauer, was mir manchmal das Gefühl gegeben hat, dass sie ein bisschen ihren Sadismus auslebt. Das mag letztendlich jeder selbst sehen, ob er das mag oder nicht, aber für Spannung hat es allemal gesorgt. Und auf schlimme Szenen folgen immer die niedlichen, fürsorglichen ;)

Die Geschichte entwickelt sich recht langsam und manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie auf der Stelle tritt. Dann aber nach ca einem Drittel hat sie an Fahrt aufgenommen und mir fiel es schwer, das Buch wegzulegen. Einerseits wollte ich wissen, wie sich das mit Violet und Kasper entwickelt, andererseits wollte ich natürlich all die immer wieder neu aufkommenden Fragen beantwortet haben, denn vor allem für Violet hat die Autorin so einiges inpetto gehabt. Leider werden aber nicht alle Fragen beantwortet und viele kleine Dinge, auf die Anfangs Wer gelegt wurde, verliefen dann im Sand und wurden nicht wieder erwähnt, was schade ist. Ich hätte auch gern am Ende noch den ein oder anderen Ausgleich mit einigen Nebencharakteren erlebt, aber selbst das bleibt aus.

Was sich auch durch das Buch zieht wie ein roter Faden sind gewisse Details, die irgendwann später erwähnt werden, als kenne man sie schon, die aber eigentlich in früheren Szenen nie zur Sprache kamen. Dadurch war ich immer wieder verwirrt über einige Stellen in der späteren Geschichte. Keine Ahnung, ob das am Kürzen des Manuskrips gelegen oder die Autorin selbst nicht mehr daran gedacht hat. Auf jeden Fall wirkt es unvollkommen.

Das Finale hingegen konnte für einiges entschädigen und ich hatte während des Lesens wirklich Herzklopfen vor Aufregung. Das Ende, die letzte Seite quasi kam für mich ein bisschen zu abrupt, ich fand es unpassend gestzt, eine kleine Szene mehr hätte auch nicht geschadet. Und überhaupt haben so viele Erklägungen gefehlt, dass man als Leser am Ende doch ein bisschen frustriert und sauer ist, zumal man nicht mal weiß, ob es einen zweiten Teil geben wird.

Manchmal habe ich mich dabei ertappt, die Geschichte mit Lynn Ravens Blutbraut zu vergleichen. Keinesfalls negativ natürlich. Nur das Grundgerüst beider Geschichten ist ähnlich. Allerdings muss ich sagen, dass mir bei der Blutbraut die Charaktere von Anfang an sympatisch waren.

FAZIT

Auch dieser Roman entzieht sich im Grundgerüst nicht der Masse an Geschichten, die es bereits in diesem Genre gibt (bsp. die verrückte Schwester der "bösen" Seite, die die erste Freundin der weiblichen Hauptfigur wird - zumindest zu Anfang). Hinzu kommt, dass das Buch immer mal wieder mit einigen Ungereimtheiten aufwahrtet, was dem einen oder anderen vielleicht sauer aufstoßen könnte. Wer mit diesem kleinen Details leben kann und auch Geduld hat, Violet eine kleine Chance zu geben, der ist hier sicher nicht falsch - oder man liest einfach um Kaspers Willen. Die Idee hat allemal Potenzial und einen sehr hohen Unterhaltungswert, vorausgesetzt, man erwartet nicht in jeder Szene Action und kann über kleine Plotschwächen hinwegsehen. Ich für meinen Teil konnte ab dem 2. Drittel nicht mehr aufhören zu lesen.

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