Mittwoch, 5. Juni 2013

Die Krieger der Königin: Falkenherz – L.J. McDonald

Überzeugt

(Rezension vom 8. November 2012)

3,5 von 5 Sternen

Es ist vielleicht seltsam für jemanden, der Teil 1 nur gerade mal 2,5 Sterne gegeben hat, trotzdem den 2. Teil dieser Reihe zu lesen. In der Regel tue ich das auch nicht. Allerdings ging es in diesem Teil um die einzigen beiden Charaktere, die mich schon im ersten Band angesprochen hatten und deren Authenzität für mich greifbarer waren als die von Solie und Hedu. Dazu kommt, dass ich dieses Mal genau wusste, auf was ich mich einlasse. Ganz anders als beim ersten Teil, der mich doch arg enttäuscht hatte.

Eigentlich hat das Buch nicht ganz 4 Sterne. Die vergebe ich eigentlich nur an wirklich gute Bücher, die nur noch kleine Mängel aufweisen. Da ich bei Band 1 aber von 2,5 abgerundet hatte, habe ich hier von 3,5 aufgerundet. Nicht zuletzt, weil es dieses Buch geschafft hat, mich wirklich mal wieder zu fesseln. Momentan kann ich mich nämlich schwer aufraffen, selbst richtig gute Bücher innerhalb weniger Tage durchzulesen. Bei Falkenherz ist mir das aber seit langem mal wieder gelungen.

Was mich hier wirklich überzeugt hat, waren (wie es eigentlich auch nicht anders sein sollte) die beiden Hauptcharaktere, die keineswegs farblos wirken. Manchmal ist es ja auch so, dass der weibliche Protagonist irgendwann nervt. Das war hier kein einziges Mal der Fall. Vielleicht wirkte Lizzy im Vergleich zu Ril ein bisschen unscheinbarer, aber ich hab sie durchweg gemocht, ebenso wie ihren Kriegssylphen. Ril hat mich von Anfang an angesprochen, schon im ersten Teil war das so, weshalb ich es damals wirklich schade fand, dass er nur ein Nebencharakter war. Seine Komplexität war es, die mich interessiert und fasziniert hat. Er ist nicht einfach nur ein Krieger, der seinem Meister umstandslos hinterher rennt. Obwohl er frei ist und seinem Meister Leon nicht mehr gehorchen muss (das innere Band ist dennoch da), folgt er ihm trotzdem die nächsten sechs Jahre nach Solies Aufstieg zur Königin. Gut, in gewisser Weise kann er gar nicht anders, er muss sich schließlich von dessen Lebensenergie nähren, ich beziehe mich hier aber auch auf die Tatsache, dass Ril einfach eine Art Orientierungspunkt brauchte.

Und auf der anderen Seite gibt es dann aber auch noch Lizzy, ohne die er einfach nicht kann, auch wenn er das nicht gleich zugeben will. Die Probleme, die seine folgenschwere Verwundung vor sechs Jahren beim Krieg heraufbeschworen haben und ihn in den Augen der anderen Kriegssylphen einen Krüppel werden ließen, hängen wie ein dunkler Schatten permanent über ihm, lassen ihn an sich zweifeln und sich in jeder Hinsicht für untauglich halten. Er hält sich für unwürdig, vor allem Lizzy gegenüber, weshalb er sich gegen seine eigenen Bedürfnisse von ihr distanziert. Und dann passiert das Undenkbare. Lizzy wird entführt und niemand weiß, wo sie hingebracht wurde. Ein gebrochener Krieger, in seinen Fähigkeiten aufgrund seiner alten Verletzung stark eingeschränkt, geht er für sie dennoch an seine Grenzen, sogar darüber hinaus und hat schon mehr als nur einmal fast seinen letzten Atemzug getan.

Ich konnte mich von Anfang an viel besser in dieses Buch einfühlen und hatte die Welt gleich um mich. Lizzys und Rils Liebe ist sehr viel greifbarer und nachvollziehbarer, was teilweise vielleicht auch daran liegt, dass sie schon über mehrere Jahre hinweg besteht und so etwas wie das altbekannte Hin und Her erlebt hat, ohne bisher jemals richtig an ihr Ziel angekommen zu sein. Hinzu kommt, dass Ril sich nie wirklich Chancen eingeräumt hat, vor allem nicht nach seiner Verletzung. Seine Frustration und dass er Lizzy letztendlich aufgibt, machen sein Wesen realer, menschlicher, und lassen ihn authentischer wirken.

Sprachlich ist das Buch nicht viel anders als das erste, obwohl ich das Gefühl hatte, dass sich die Autorin hier ein bisschen mit dem Vulgären zurückgehalten hat. Trotzdem hat’s mich immer ein bisschen gestört, wenn das Wort “F***” benutzt wurde, weil es einfach nie wirklich in den Kontest gepasst hat.

Die Bösewichte sind typisch böse, ohne jedoch dermaßen dumm zu wirken, dass man die Augen rollen müsste. Die Welt von Meridal war sehr gut beschrieben und durchdacht, was mir sehr gefallen hat. Dadurch konnte man sich noch besser hineinversetzen.

Sexszenen blieben natürlich nicht aus, aber wie gesagt, ich wusste, auf was ich mich einlasse, und in diesem Band hat es auch gar nicht weiter gestört. Das Feeling war einfach ein ganz anderes.
Es gab einige wenige Dinge, die für mich nicht immer ganz logisch erschienen, bsp.weise gewisse Informationen, die jemand plötzlich wusste. Entweder hab ich es überlesen, wie diejenigen diese erfahren haben, oder die Autorin hat da wirklich was ~vergessen.

Das Ende war größtenteils vorhersehbar, auch wenn ich selbst es ein bisschen in einer anderen Konstellation vermutet hatte. ich bin aber rundum zufrieden damit, so wie es ist. Es gibt nichts, was ich gern noch gelesen hätte und auch nichts, was zu ausführlich beschrieben wurde. Hatte ich auch schon lange nicht mehr.

Fazit:
Die meisten, die von Band 1 wenig begeistert waren, werden vermutlich kaum daran denken, trotzdem den zweiten Teil zu lesen. Wer es aber dennoch versuchen will, dem kann ich es nur empfehlen. Es lohnt sich ;)

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