Dienstag, 4. Juni 2013

Die Auswahl – Ally Condie

Schleichender Sturm

(Rezension vom 2. September 2011)

5 von 5 Sternen

Was andere vllt als “langatmig” bezeichnen, ist meiner Meinung nach einfach nur die Art des Buches. Die Geschichte ist ruhig und gemächlich, so wie die Welt, in der Cassia und Ky leben. Wie ein schleichender Sturm, der sich langsam und unterschwellig anbahnt und dann in ein fließendes Finale übergeht – nicht überstürzt, sondern vorhersehbar und dann doch ein bisschen anders als erwartet.
Hier und da ein kleines, unterdrücktes Brodeln, das aber niemals ausbricht. Genauso wie es auch in der Gesellschaft vonstatten geht. Denn niemand lehnt sich auf. Die Angst vor der Bestrafung ist viel zu groß. Es werden niemals Frgen gestellt und die Menschen wirken wie einzelne Bauteile eines großen Ganzen. Ich kam nicht umhin, sie mit Lemmingen zu vergleichen. Zwar hat jede einzelne seine eigenen Gedanken, stellt Dinge manchmal evtl in Frage, doch nach außen hin machen alle das, was man ihnen aufträgt. Sie gehen in die Richtung, in die sie gelenkt werden. Es gibt kaum Privatsphäre, die “Gesellschaft”, wie das große Ganze genannt wird, hat seine Augen und Ohren überall. Absolute Kontrolle: Gedanken, Schlaf, Arbeit, Paarung, Nahrung, Geburt und Tod, selbst größere Gefühle wie Wut, Panik, Hass und Aggression werden im Zaum gehalten, alles.
Erschreckend, wie der eigene Wille gelähmt und manipuliert wird. “Wenn du zu aufgeregt für etwas bist, nimm die grüne Pille, wenn du für längere Zeit ohne Nahrung auskommen musst, die blaue. Die rote nimm nur, wenn es dir einer der ranghöchsten Mitglieder der Gesellschaft befielt.”
Ich gebe zu, hin und wieder hab ich mich an den Film “Equilibrium” erinnert gefühlt, bsp.weise bei der Sache mit den Artefakten oder der Gleichheit aller Bürger, die kargen Farben der Kleidung. Beides, Buch und Film, sind aber immer noch Geschichten für sich.
Was mich neben der Darstellung dieser Welt am meisten überzeugt hat, war Cassias Charakter und wie sie sich nach und nach innerlich gegen die Gesellschaft auflehnt, nachdem sie seit dem Paarungsbankett immer mehr Fehler in der ach so perfekten Gesellschaft entdeckt: allem voran die Liebe zu einem anderen als zu ihren ausgesuchten “idealen” Partner. Von Zeile zu Zeile kann man ihren Wandel nachvollziehen, ihren immer größer werdenden Hass und auch die Momente, in denen sie dann doch wieder zurückschwenkt in die sorglose Vergangenheit und sich manchmal wünscht, alles wäre wie früher. Nur um dann wieder festzustellen, dass die Vergangenheit an sich fast ausschließlich eine einzige große Lüge war. Und am Ende risikiert sie alles, nur um die Möglichkeit zu haben, selbst zu wählen, selbst eine Auswahl zu treffen und eigene Entscheidungen zu fällen.
Fazit: Das Buch hat mich überzeugt, Geschichte, Schreibstil, Charaktere. Ebenso das Cover, das bei den meisten Büchern ja nicht wirklich treffend ist. Ich freue mich auf den 2. Teil und hoffe, dass es hier kein ewiges hin und her zwischen zwei Partnern geben wird, weil die Protagonistin sich vllt nicht entscheiden kann, wen sie nun mehr liebt. Bisher gab es dazu jedenfalls keine Andeutungen, und ich wäre dankbar, wenn das auch so bleibt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Du schreibst mir ein paar Zeilen? Ich werd sie mit Freude lesen und sobald wie möglich auch darauf antworten! ;-)