Dienstag, 4. Juni 2013

Der Kuss des Kjer – Lynn Raven

Erwartungen und Vorfreude vollends erfüllt

(Rezension vom 11. Juli 2011)

5 von 5 Sternen

Ich hab mich wirklich sehr auf dieses Buch gefreut und konnte es eigentlich kaum abwarten, mit dem Lesen anzufangen. Normalerweise ist es aber so, dass wenn ich mich zu sehr auf etwas freue, ich meist enttäuscht werde. Und das war seit einer Ewigkeit endlich mal wieder NICHT so. Ich hab ein Rundum-Zufrieden-Paket bekommen.
‘Der Kuss des Kjer’ ist nach langer Zeit mal wieder ein Buch, bei dem ich die letzte Seite zuschlage und mir wünsche, es würde noch einen weiteren Teil geben, irgendetwas, das mir verrät, wie das Ganze weitergehen wird. Ein völlig zufriedenstellendes Ende und ein Buch, das einem noch Stunden, Tage, wenn nicht sogar noch Wochen in den Gedanken hängt, weil die Geschichte einen einfach nicht loslässt. Jedenfalls mich. Ich war vollkommen versunken in der Welt der beiden Hauptprotagonisten, konnte mit ihnen mitfühlen, hab mit gefiebert, wollte den Bösewichten selbst an den Kragen, Missverständnisse klären, Gerechtigkeit walten lassen.
Je mehr man liest, desto ungeduldiger wird man und am Ende ist man dann soweit, dass man selbst einen so starken Drang hat, in das Geschehen einzugreifen, damit all die gesponnenen Intrigen ans Licht gezehrt werden, jeder zu seinem Recht kommt und alles gut wird.
Drei Tage hab ich für diesen 600-Seiten-Wälzer gebraucht, und hätte ich zwischendurch nicht arbeiten müssen, hätte ich vermutlich Tag und Nacht gelesen. Mir fiel es wirklich schwer, das Buch zwischendrin zuzuklappen und erst Stunden später wieder mehr erfahren zu können. Für mich war die Story ein richtiger Pageturner, der mich mit jeder neuen Szene ungeduldiger gemacht hat.
Es gab hin und wieder die ein oder andere Szene, die für den Verlauf und für das Wissen des Lesers wichtig waren, einen aber trotzdem ein bisschen genervt haben, weil gerade dann die vorherige Szene einen kleinen Cliffhanger hatte, und man eigentlich nur lesen wollte, wie DIESE Szene weitergeht. Glücklicherweise waren aber solche kleinen Unterbrechungen meist nicht sonderlich lang, sodass man sie hastig lesen konnte, um dann gleich darauf wieder an den vorherigen Cliff anknöpfen zu können.
Die Geschichte um Lijanas und dem Kjer, der sie nur entführen sollte, weil sein König ihre Heilkräfte benötigt, braucht auch am Anfang nicht lang, steigt fast sofort in das Geschehen ein und doch kommt es einem so vor, als wäre man bei der Reise des Kjer zurück in sein Land die ganze Zeit dabei und würde selbst miterleben, wie lang die Zeit eigentlich vergeht.
Die Entwicklung der Gefühle der beiden wirkt weder gehetzt noch an den Haaren herbeigezogen, sondern nachvollziehbar. Nach und nach entsteht zwischen den beiden eine Zuneigung, die sie beiderseits durch ihren Verstand immer wieder abstreiten.
Die Geschichte, die einen einfach nicht loslässt, überrascht inmitten des Geschehens immer wieder mit kleinen Enthüllungen, die zwar vorher schon immer angedeutet wurden, die einem aber dann doch wieder mit großen Augen dasitzen lässt, weil man zu dem Zeitpunkt einfach nicht mehr daran gedacht hat. Hinweise sind so dezent gesetzt, dass man nicht mal in Erwägung zieht, dass es mehr bedeuten könnte. Oder man dann wieder auf eine falsche Fährte gelockt, nur um an Ende zu erfahren, dass es doch eigentlich ganz anders ist.
Und dann werden wieder Dinge erwähnt, von denen man glaubt, sie seien wichtig für den weiteren Verlauf, und dann stellt man am Ende fest, dass dem nicht so war.
Anfangs hatte ich mir Sorgen gemacht, dass die Figur um Lijanas zu flach erscheint, weil man erst nichts über sie erfährt. Doch das ändert sich in dem Moment, in dem ihre Vergangenheit ans Licht kommt. Ihr Charakter ist greifbarer, wo sie vorher doch einfach nur die störrische, hartnäckige Heilerin war. Den Kjer hingegen, kann man bereits nach den ersten Seiten verstehen bzw sympathisch finden, trotz der Tatsache, dass er eben der Entführer ist. Über ihn erfährt man eigentlich ziemlich rasch immer wieder nach und nach kleine Einzelheiten, die seine Figur zu einem Ganzen formen.
Die einzige Sache, bei der ich hin und wieder Schwierigkeiten hatte mir gedanklich vorzustellen, waren einige Beschreibungen der Umgebungen. Aber vielleicht hab ich in dieser Sorte Fantasy auch einfach noch zu wenig gelesen.
Fazit: Ein Buch, das ich wirklich jedem Fantasy-Liebhaber ans Herz lege. Ich selbst werde wahrscheinlich nicht anders können, als es in ein paar Wochen wieder in die Hand zu nehmen, einfach um noch einmal in die Welt von Lijanas und ihrem Kjer einzutauchen.

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