Mittwoch, 5. Juni 2013

Department 19 – Will Hill

Toller Ansatz, aber in der zweiten Hälfte völlig in den Sand gesetzt

(Rezension vom 16. März 2013)


3 von 5 Sternen

Es gibt ja eine Menge Geschichten über Vampire und Co und es ist gewiss nicht leicht, in diesem Genre noch etwas völlig Neues zu erfinden. Will Hill hat mit Department 19 versucht, einen Mix zwischen Altem und Neuem zu schaffen. Ob ihm das gelungen ist, muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden. Ich für meinen Teil wurde leider nicht wirklich überzeugt, dabei war die Idee wirklich gut. Ich beklage mich auch nicht darüber, dass hier viele bereits bekannte Dinge verwendet werden. Ganz im Gegenteil, ich mochte das, weil das irgendwie wie ein “auf Fakten stützen” war. Der Autor hat sich bewusst auf die Ursprünge bezogen und sie mit eingebunden, um möglichst viel Nähe zu den Klassikern zu schaffen. Es tauchen viele bekannte Namen auf, Bram Stoker, Mary Shelley und allen voran Carpenter. Ich bezweifle, dass es Zufall war, und dass der Autor bewusst die Verbindung zum Filmproduzenten gesetzt hat.

INHALT

Ende des 19. Jhds gelingt es Van Helsing und seinen Freunden, Graf Dracula zu besiegen, doch die “Krankheit” ist damit nicht ausgelöscht. Folglich wird eine Geheimorganisation gegründet, die sich fortan dem ~Problem stellen soll. Mit den Jahren und den Generationen wächst diese Organisation natürlich und ist letzten Endes auf der ganzen Welt verteilt. Jamie Carpenter stößt unfreiwillig dazu, denn seine Mutter wird von einem der ältesten Vampire überhaupt entführt. Und das nur, weil sein Vater damals der Organisation angehört hatte, bevor er von ebendieser niedergestreckt wurde, weil er sie verraten hatte. Ständig in Frankensteins Begleitung, versucht er mit allen Mitteln, seine Mutter zu befreien und ignoriert dabei nicht nur einmal die Regeln der Organisation, wobei einer der größten Verstöße wohl die Verbündung mit dem Vampirmädchen Larissa darstellt.

CHARAKTERE

Ich hab es wirklich bis zum Schluss versucht, aber wirklich warm geworden bin ich mit den Charakteren nicht. Ausgerechnet das Monster Frankenstein kam da noch am nähesten und wirkte für mich am “menschlichsten”, gefolgt von Larissa, die mir allerdings in der ersten Hälfte des Buches besser gefallen hat als in der zweiten. Jamie hab ich wirklich versucht zu mögen, aber es ging einfach nicht. Seine Handlungen erschienen mir unlogisch (trotz seiner Ausnahmesituation) und seine Gedanken zu wirr – abgesehen davon, dass er wirklich ständig seine Mutter im Kopf hatte. Das konnte ich auf der einen Seite verstehen, auf der anderen Seite hatte das aber nicht immer zur Situation gepasst. Der Rest der Charaktere wirkte recht stereotyp, sie fielen nicht besonders heraus aus der Masse. Die Bösewichte sind typisch böse und können eigentlich kaum durch Originalität glänzen – vorausgesetzt, man misst das nicht am Grad ihrer Grausamkeit und an der Menge an Blut, welches sie vergießen. Außerdem gibt es eine Person, die mir von Anfang an suspekt war und meiner Meinung nach ziemlich schnell zu durchleuchten ist. Deshalb hatte mich die Aufklärung letztendlich auch nicht überrascht.

STIL

Der Stil ist sehr… geschwungen, könnte man sagen. Es werden viele zusammenhängende Sätze verwendet, sowie eine große Anzahl an Schlangensätzen. Das fand ich teilweise störend, da ich mich ständig in den Sätzen verheddert habe und sie zwei- oder mehrmals lesen musste, bis ich den Sinn denn verstanden hatte. Der Autor schreibt sehr bildlich. An sich eine schöne Sache, nur bei den Umgebungsbeschreibungen hätte er einiges weglassen können. Das war manchmal zu viel und ich war mir auch nicht immer sicher, ob ich mir den Ort jetzt richtig vorgestellt hatte, denn am Ende hat irgendwas in der Handlung wieder nicht gepasst. Auch sind seine Beschreibungen, was diverse Verletzungen, Kämpfe etc betrifft, sehr genau – und es fließt wie gesagt eine Menge Blut. Auf der einen Seite bin ich immer ein bisschen zwiegespalten, ob man eine Altersbegrenzung machen sollte, auf der anderen Seite denke ich mir auch, dass es bei einem Buch immer noch etwas anders ist als bei einem Film, der einem schon die fertigen, gräuligen Szenen vorsetzt.

LOGIK

Diesen Punkt muss ich einfach extra setzen, weil ich nicht umhin kann, diesen zu kritisieren. Es gab wirklich sehr oft Stellen, an denen ich mich gefragt habe, woher derjenige plötzlich seine Informationen hat, obwohl laut Handlung gar keine Zeit war, dass ihm diese jemand hätte zukommen lassen können. Das hat mich irgendwann wirklich genervt. Das und das Ende, weshalb ich von ursprünglich 4 Sternen, die ich vergeben wollte, auf 3 runtergegangen bin. Das Ende, das Finale, was für mich eigentlich das Highlight eines Buches sein sollte, fand ich enttäuschend. Die Idee war sicherlich gut, aber die Ausführung mies. Das hat mit einer kleinen Sache angefangen und sich dann wie ein roter Faden durch den ganzen Rest gezogen. Gesteigert wurde das dann noch durch komische Handlungsabläufe und Szenen, die vollkommen vorhersehbar waren, und mehr und mehr unpassendes Verhalten seitens aller Charaktere. Die letzten fünf, sechs Kapitel wirkten, als wollte man sie vor allem auf ein breites Publikum schneiden, ungeachtet der letztendlichen Gesamtwirkung und dessen, ob sie dann auch noch ein halbwegs “würdiges Ende” abgeben.
Manchmal schien es mir, als würde der Autor hin und wieder selbst durcheinander kommen. Mal lag Schnee, dann war wieder Gras da. Vor allem, was die Vampire und ihre Eigenschaften angeht. Diese wurden immer nur angekratzt, aber nichts genau erklärt, sodass mir diverse Lösungen während der Kämpfe nicht immer schlüssig waren. Jamie wurde das zwar alles beigebracht, aber dem Leser wird das nicht genau erklärt.

FAZIT

Ein an sich interessantes Buch mit vielen tollen Ansätzen, die aber vor allem in der zweiten Hälfte stark nachlassen und eine Menge an Charme einbüßen. Auf der einen Seite haben mir die oben genannten Kritikpunkte sauer aufgestoßen, auf der anderen Seite wurde ich zudem einfach nicht mit den Hauptcharakteren warm. Letztes kann ein Buch ohnehin zu unterschiedlichen Meinungen führen, je nachdem wie der jeweilige Leser mit den Figuren klarkommt. Findet er diese sympathisch, kann er sicherlich über das eine oder andere leichter hinweg sehen. Ich selbst hatte mich dann irgendwann noch an die sehr spät entstehende, zaghafte Liebesbeziehung geklammert, aber selbst die… nun ja.
Ich hab mich beim Lesen – und das soll keine Kritik sein – auch irgendwie ständig an Harry Potter erinnert gefüllt, ohne diese beiden Bücher jetzt miteinander vergleichen zu wollen. Sie haben kein bisschen gemeinsam, nur fand ich eben die Atmosphäre ähnlich wie beim Zauberlehrling – mit dem Vermerk, dass mich Letzterer weitaus mehr mitreißen konnte.

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